S T E C K B R I E F:

Schauspieler, Synchronsprecher, Hörspielsprecher. War die deutsche Stimme u.a. von Leonard Nomoy, Herbert Lom, Sidney Poitier, Christopher Lee, Christopher Plummer, Peter Vaughan, Johnny Cash, Anthony Quinn, Richard Hunt, James Coburn, Patrick O’Neal, Leif Erickson, Ernest Graves, Telly Savalas, Charles King, Walter Matthau und renommierter Sprecher in unserer Sprecheragentur. Mehr als 1.300 Sprechrollen. Geboren am 4. September 1921 in Darmstadt. Sternzeichen Jungfrau. Lebte in München. Gestorben am 29. Mai 1997 in München.

Synchronschauspieler Herbert Weicker war die deutsche Stimme von Leonard Nimoy. Die großartige Rolle als Vulkanier Mr. Spock, dem ersten Offizier des Raumschiffs Enterprise, machten den Hollywoodschauspieler weltberühmt. Herbert Weicker war zeitlebens der wohl bekannteste Sprecher des Wissenschaftlers, der im 23. Jahrhundert fantastische Abenteuer mit Captain Kirk bei der Erkundung fremder Galaxien und Planeten erlebte.

Grünes Blut, nach oben spitz zulaufende Ohren, eine sehr spezielle Grußformel: „Lebe lang und in Frieden, seine Lieblingsaussage „Faszinierend!“ gepaart mit seiner unterkühlten Art: Mr. Spock war trotz oder gerade wegen seiner reservierten Besonderheit ein absoluter Publikumsliebling. Mit seinen klaren, logischen und moralischen Lebensweisheiten begleitete er uns seit unserer Kindheit. Und was haben wir uns amüsiert, wenn sich in seinen Aussagen manches Mal Hinweise auf menschliches Mitgefühl und Emotionen fanden. Vulkanier verspüren üblicher Weise keinerlei Emotionen, doch Mr. Spock war Halbvulkanier, hatte eine menschliche Mutter und einen vulkanischen Vater. Der großartige Herbert Weicker synchronisierte Leonard Nimoy alias Mr. Spock nicht einfach, er war Spock und brillierte in diesem Synchronschauspiel. 108 Mal tauchte er als Mr. Spock in ferne Galaxien, u.a. in der Serie Raumschiff Enterprise sowie in den ersten sechs Star-Trek-Filmen.

Doch Herbert Weicker brachte uns die unendlichen Weiten des Universums nicht nur in seiner Synchronrolle alias Mr. Spock näher. Der großartige Schauspieler mit der markant-seriösen stimmlichen Klangfarbe war auch einer der ersten professionellen Sprecher, die für eine deutsche Infotainment-Produktion verpflichtet wurden. 1997 erschien die CD-ROM Unser Universum, auf der Herbert Weicker mit seinem großen stimmlichen Wiedererkennungswert astronomische Geschehnisse erklärte.

Für Hollywoodstar Leonard Nimoy war Herbert Wecker hinter dem Mikrofon nicht nur in fernen Galaxien unterwegs. Er brachte ihn auch in weiteren Produktionen in den deutschen Sprachraum. Unter anderem im Science-Fiction-Thriller Die tödliche Vision aus dem Jahr 1973. Ebenso in der US-amerikanischen Fernsehfilmbiografie Golda Meir über die israelische Ministerpräsidentin. Weicker verkörperte stimmlich Morris Meyerson, den Ehemann der späteren Politikerin. Die Produktion aus dem Jahr 1982 wurde u.a. für zwei Golden Globe Awards nominiert. Ingrid Bergmann alias Golda Meier gewann als beste Hauptdarstellerinnen Award.

Mehr als 50 Jahre lieh der facettenreiche Herbert Wecker seine markante Stimme zahlreichen fremdsprachigen Kollegen. In der US-amerikanischen Pink-Panther-Reihe synchronisierte er beispielsweise Herbert Lom in dessen Rolle als Chefinspektor Charles Dreyfus. Häufig stimmenschauspielte Wecker Hollywoodstar Sir Christopher Lee, u.a. im Abenteuerfilm Die Schatzinsel oder auch alias Rochefort, einem engen Vertrauten des Kardinals, in Die drei Musketiere aus dem Jahr 1973. Für Sidney Poitier spielte Herbert Weicker viele Rollen hinter dem Mikrofon. Beispielsweise den Gelegenheitsarbeiter Homer Smith, der in Arizona auf drei aus der DDR geflüchtete Nonnen trifft, die sich in den USA eine neue Existenz aufbauen. Sidney Poitier wurde für sein Hauptrollenspiel in der Komödie Lilien auf dem Felde 1964 als erster afroamerikanischer Schauspieler für eine Hauptrolle mit dem Oscar geehrt.

Die wunderbare Stimme von Herbert Weicker kam auch in zahlreichen Fernsehserien in die deutschen Wohnzimmer. Früh bereits wurde Weicker auf verschiedensten Rollen in der Langhaarcollie-TV-Serie Lassie (1954 – 1973) besetzt. Ebenso in der US-amerikanischen Fernsehserie um das Pferd Fury (1955 – 1960). In den siebziger und frühen achtziger Jahren kamen zahlreiche Cowboy-Reihen, wie Western von gestern hinzu. Die klare, markante Stimme von Wecker wurde für viele Produktionen gebucht: Simon Templer, Der unglaubliche Hulk, Unter der Sonne Kaliforniens, Falcon Crest, Cheers, Ein Engel auf Erden, Mord ist ihr Hobby, Eine schrecklich nette Familie und viele mehr. In Die Simpsons war Herbert Weicker oftmals stimmlich vertreten, sei es als Präsident, Gott, Börsenmakler, Pfarrer etc.

Als Schauspieler stand Herbert Weicker erstmals 1948 vor laufender Kamera. Sein filmisches Debüt gab er einst im Filmdrama Das verlorene Gesicht. Rund fünfzig Jahre kam er in Filmen wie Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Kroll  Graf Yoster gibt sich die Ehre, Gib dem Affen Zucker und vielen mehr in die deutschen Kinos und Wohnzimmer.

Seine Laufbahn – noch ehe er zum Film und Synchron kam, begann jedoch am Theater. Herbert Weicker war ein Mann der Bühne. Erfolgreich als Darsteller, aber auch als Regisseur. Letzteres unter anderem in der Komödie in drei Akten Die Lokalbahn, welche einst im Münchner Volkstheater im Sonnenhof aufgeführt wurde.

Im Alter von gerade mal 27 Jahren war Herbert Weicker der jüngste Theaterdirektor in Deutschland. Seine Bühne stand in der Münchner Elisabethstraße, im fünften Stock eines Mietshauses. Das Atelier-Theater, auch Dachtheater genannt. Es war ein einfaches Zimmertheater im Stadtteil Schwabing. Ein Theaterchen, bestuhlt mit 73 Plätzen. Seinerzeit das einzige seiner Art mit Guckkastenbühne. Eingerichtet hatte das Theater Beate von Molo, die Tochter des zwischen 1910 und 1930 berühmtesten Schauspielers im deutschen Sprachraum, dem großen Alexander Moissi, der als Weltstar auf vielen internationalen Bühnen gefeiert wurde. Von Molo hatte die künstlerische Leitung inne, Herbert Weicker als Theaterdirektor die wirtschaftlichen Nöte.

So einiges hatte das kleine Schauspielhaus – eingerichtet in der Wohnung des Choreografen Helge Pawlinin, zu bieten. Skandale, Kassenraub, 20.000 Mark Schulden. Und dennoch, Herbert Weicker war an die leeren Direktoren-Taschen gewöhnt und glaubte an bessere Zeiten. Durchschnittlich spielte das Mini-Haus 320 Mark am Abend ein, wovon rund 120 DM für Gagen und 150 Mark für Miete und Steuern zu zahlen waren. Die Zeitspanne der Aufführungen im Dachtheater wurden kurzgehalten. Die Besucher verließen das kleine Haus meist schweißgebadet nach gerade mal einer Stunde. Existenzfähig wurde das Dachtheater 1950 mit der Inszenierung Die ehrbare Dirne. Das Theaterstück des französischen Schriftstellers und Philosophen Jean-Paul Sartre aus dem Jahr 1946 war über Monate ausverkauft. Die begehrten Plätze spielten je zwischen vier und acht Deutsche Mark ein. Für Herbert Weicker hatte sich sein unermüdlicher Einsatz und Glaube an das kleine Schauspielhaus im Ortsteil Schwabing bewährt.

Im Alter von 75 Jahren kam Herbert Weicker bei einem Autounfall ums Leben. Das war am 29. Mai 1997 in München.

Dein künstlerisches Schaffen, dein Lebenswerk, hat uns in vielen wunderbaren Facetten durch unser Leben begleitet. Lieber Herbert, dafür danken wir dir. Unvergessen in unseren Herzen, Dein Corsta, Deine Freunde aus den Carpe Diem Studios.

H Ö R B E I S P I E L E:

Hörprobe 1:

Hier geht es weiter mit: