Mit Beginn des Tonfilms begann Anfang des vergangenen Jahrhunderts auch die Geschichte der Neuvertonung
von Filmen. Und diese ist bewegter, als man meinen würde.

Schöner Beitrag von Severine Naeve

AUDIO: Der Zauber der Synchronisation – eine Zeitreise (4 Min)

Fast jeder kennt den Moment, wenn man das erste Mal feststellt, dass ausländische Schauspielerinnen oder Schauspieler eigentlich eine ganz andere Stimme haben, als die, die man aus Filmen gewohnt ist. Auch wenn es durch die Streamingportale gewissermaßen „schick“ geworden ist, Filme im Original anzuschauen: Die meisten Menschen sehen im Fernsehen oder im Kino doch die synchronisierten Fassungen von ausländischen Produktionen.

Ein weiter Weg zur Synchronisation

Bis es so weit war, dass Stimmen allgemein bekannt waren, war es ein weiter Weg. In den 1930er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es erste Versuche, Filme einem Publikum zugänglich zu machen, das eine andere Sprache spricht. Zunächst gab es dafür drei Methoden: Irrsinnigerweise war eine, den Film komplett nachzudrehen mit Deutsch sprechenden Schauspielerinnen und Schauspielern. So ist der erste deutschsprachige Tonfilm eine deutsch-britische Co-Produktion, eine Verfilmung des Titanic-Unglücks mit dreifacher Besetzung: Englisch-, französisch- und deutschsprachig.

Synchronisation war umständlich

Das Synchronisieren mit anderen Stimmen kam erst langsam in die Gänge, zwischenzeitlich ließ man Schauspieler oft auch den Text auf beispielsweise Deutsch auswendig lernen. Das hätte man Stan Laurel und Oliver Hardy nicht unbedingt zugetraut. Erst in der Nachkriegszeit wurde echte Synchronisation „schicker“ und professioneller. Wenn es auch inhaltlich bei der Neuvertonung schon immer Änderungen gab, die weit in das Werk hinein griffen. Im Klassiker „Casablanca“ beispielsweise, der 1942 mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman gedreht wurde. Da gab es eine Befragungsszene mit Viktor Laszlo:

„Sie geben uns die Namen?“ „Wenn ich Sie Ihnen im Konzentrationslager nicht gegeben habe, wo Ihnen ganz andere Methoden zur Verfügung standen, werde ich sie Ihnen jetzt bestimmt nicht verraten. Und selbst wenn Sie diese Männer aufspüren und umbringen würden, wenn Sie uns alle umbringen würden, an jeder Ecke Europas würden hunderte, tausende aufstehen und unseren Platz einnehmen. Selbst Nazis können so schnell nicht töten.“

Diese Szene war überhaupt nicht zu sehen, als der Film 1952 in die deutschen Kinos kam. Die hier ins Verhör genommene Figur des tschechoslowakischen Widerstandskämpfer Viktors Laszlo wurde in der deutschen Version zu einem norwegischen Atomphysiker, der seltsame Strahlen entdeckt hatte. Sämtliche Nazi-Bezüge wurden anders übersetzt oder eben komplett rausgeschnitten. Man wollte so kurz nach dem Krieg den Deutschen nicht ihre eigene Geschichte zumuten – und damit wohl auch die Chancen auf einen kommerziellen Erfolg erhöhen.

„Ich schau Dir in die Augen, Kleines“ hatte andere Bedeutung

Der Filmklassiger „Casablanca“ von Regisseur Michael Curtiz aus dem Jahr 1942 mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann war bereits in den Anfängen des Abaton ein Kassenhit und wird immer wieder gezeigt.

Erst 1975 entstand eine überarbeitete Fassung in der Originallänge, die auch in der deutschen Synchronisation die Original-Geschichte erzählt. Diese hatte damals in der ARD Premiere und wurde danach auch in Deutschland zu einem Klassiker der Filmgeschichte. Wenn auch eine andere immer wieder kritisierte Übersetzung im Film geblieben ist: Im Original heißt es: „Looking at you kid“ und übersetzt wurde es: „Ich schau Dir in die Augen, Kleines“. Im Original eher ein Trinkspruch, den man auch mit sowas wie „Auf Dein Wohl, Kleines“ hätte übersetzen können, wurde dank des Synchronübnersetzers eines der berühmtesten deutschen Filmzitate geschaffen.

1970: Klamaukige Phase der Synchronisation

In den 1970ern hielt eine eher klamaukige Phase der Synchronisation Einzug ins deutsche Kino und TV. Synchronsprecher Rainer Brandt, der Urvater des von ihm geprägten sogenannten „Schnodderdeutsch“, erzählte später in der Sendung „Parlazzo“ mit Anne Will: „Wir haben zum Teil völlig neue Bücher gemacht, das hat mit dem Original gar nüscht mehr zu tun gehabt. Ich sag‘ mal so: Im Original sagt der ‚Das machst Du nicht mit mir noch mal.“ Brandt zeigt dabei, wie Tony Curtis mit dem Zeigefinger droht: „Und bei mir: ‚Diese Scheißfliege, wenn ich die nicht erwische‘, also was völlig anderes. Und DAS war das Komische.“

AUDIO: Rainer Brandt Hörspiel „Die Zwei“ (12 Sek.)

Nah am Original
Synchronisation wurde in den vergangenen Jahrzehnten natürlich auch immer wieder
ernst genommenund sollte möglichst nah am Original sein. Der Regisseur Martin Scorsese
suchte sich zum Beispiel bewusst Christian Brückner als deutsche Stimme für Robert de Niro aus,
mit dem er weit über zehn Filme gedreht hat.

Christian Brückner
ist die deutsche Synchronstimme von Robert De Niro.

AUDIO: Christian Brückner zur Hörspielarbeit (1 Min)

 

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